Der Untertitel von Barbara Cassins enzyklopädischem Vocabulaire européen des philosophies („Europäisches Vokabular der Philosophien“, 2004) lautet Dictionnaire des intraduisibles („Wörterbuch der Unübersetzbarkeiten“) und verbindet Europa über seine Philosophien mit dem Unübersetzbaren. Arbeit an Europa heißt demnach Arbeit mit seiner Vielsprachigkeit und seinen Unübersetzbarkeiten.

Aber wie ist mit dem Unübersetzbaren in der Philosophie und in der konkreten Praxis des Übersetzens umzugehen? Eine lange philosophische Tradition geht von der Vorstellung eines Universellen aus, das von der Verschiedenheit der Sprachen und von Sprache überhaupt unabhängig ist. Demnach wäre alles übersetzbar, das sprachliche Pendant wäre das Globish. Was kann eine Übersetzungskunst, die um die Unersetzbarkeit von Wörtern, Wendungen und syntaktischen Fügungen weiß, dieser Tradition entgegensetzen? Nach Barbara Cassin beschreibt jede Sprache ihre eigene Welt, hat jedes Idiom eine eigene Art und Weise, die Dinge „sein“ zu lassen. Das Unübersetzbare ist also das, was man „nie zu Ende übersetzt“ bzw. „nie aufhört, (nicht) zu übersetzen“. Die Verwerfungen zwischen den Sprachen werden zum Ausgangspunkt des Denkens.

Über Theorie und Übersetzung sprechen an diesem Abend der Literaturwissenschaftler Wolfgang Hottner (FU Berlin), die Hélène-Cixous-Übersetzerin Esther van der Osten und die Literaturwissenschaftlerin Sima Reinisch. Gemeinsame Veranstaltung mit der „Weltlesebühne“, der Eintritt ist frei.

Wann & wo? Mittwoch, 22. Januar 2020 um 19:30 Uhr
im Literarischen Colloquium Berlin, Am Sandwerder 5, Berlin-Wannsee

Eintritt frei.
Eine Veranstaltung der Weltlesebühne e.V. in Zusammenarbeit mit dem Literarischen Colloquium Berlin. Gefördert vom Deutschen Übersetzerfonds e. V.