Bild mit dem Hashtag #TraductoresEnHuelga, auf Deutsch #ÜbersetzerStreiken

Das Übersetzerteam der Monde diplomatique – edición Cono Sur fordert die Angleichung der Honorarsätze an die Empfehlungen der Berufsverbände, wie einer Solidaritätserklärung des argentinischen Übersetzerverbands AATI auf Facebook zu entnehmen ist. Unterstützung könne man mit den Hashtags #TRADUCTORESENHUELGA und #TRADUCTORESDIPLÓ demonstrieren.

Demnach erklärte das Team am 2. März, in den Streik zu treten, denn das empfohlene Mindesthonorar der AATI für Sachtexte – nämlich 1600 Peso (aktuell 14,71 Euro) für 1000 Worte – werde von El Dipló gegenwärtig um zwei Fünftel unterlaufen. Zwar habe es 2020 eine Honorarsteigerung von zehn Prozent gegeben, die Inflation erreiche aber satte 36 Prozent.

Die argentinische Monatszeitschrift gehört zur Aktiengesellschaft Grupo Insud und bildet mit den Übersetzungen „das organisatorische Drehkreuz“ („el centro articulador“) auch für die Ausgaben in Spanien, Bolivien, Chile und Kolumbien.

„Im Vergleich zur Situation anderer Übersetzer und Übersetzerinnen ist unsere Lage ethisch unhaltbar: Allein die Annahme von Tarifen, die derart weit unter den Mindestempfehlungen der Berufsverbände liegen, trägt zur Entwertung unseres Berufsstandes bei,“ heißt es in der Streikerklärung. Seit 2018 habe die Inflation die Übersetzungshonorare bei El Dipló nahezu halbiert. Das Übersetzerkollegium bemängelt zudem überlange Zahlungsfristen von 60 oder mehr Tagen, die in der stark inflationären Ökonomie für die KollegInnen besonders nachteilig sind.

Die Le Monde diplomatique ist mit ihrem weltweiten Redaktionsnetz wohl einzigartig: Ausgehend von der französischen Ausgabe entstehen 37 internationale Ausgaben (davon fünf rein digital) in 20 Sprachen, so heißt es auf der Unternehmenswebsite von El Dipló. Das streikende Team betont, dass auch die unzureichenden, aber erfolgten Honorarangleichungen niemals auf Initiative der Zeitschrift zustande gekommen seien. Die „edición Cono Sur“ erscheint in Argentinien seit 1999, aktueller Chefredakteur ist José Natanson – dessen Artikel auch schon in der deutschen Ausgabe erschienen – und erreicht nahezu dieselbe Auflagenhöhe wie in Spanien.

Im Gespräch mit Gonzalo Olaberría (deutsch von Wiebke Lüth), erklärte der langjährige Dipló-Übersetzer Gustavo Recalde im September 2020 gegenüber dem Cultures Connection Blog: „Es gibt nur wenige Verlage, die sich um ihre Übersetzer kümmern“.

(12.3.2021)