Branchenspezifisches und Berufspolitisches

Übersetzer*innen und ihre Arbeit: Interviews und Porträts

Übersetzer*innen und ihre Arbeit: Rezensionen und Veranstaltungsberichte

Übersetzer*innen über ihre Arbeit: Essays und Blogbeiträge


Branchenspezifisches und Berufspolitisches

In einem schriftlich geführten Interview von Felix Pütter auf TraLaLit (26.12.2018) blicken Patricia Klobusiczky und Maria Hummitzsch, erste und zweite Vorsitzende des VdÜ, auf das letzte Jahr der Verbandsarbeit zurück und schauen voraus auf künftige Pläne, zum Beispiel auf eine Ergänzung des Beratungs- und Informationsangebots für Übersetzer*innen, die für Amazon, Agenturen oder Selfpublishing-Plattformen arbeiten.

Ein Resümee der zehnjährigen Arbeit des Netzwerks Traduki zur Förderung literarischer Übersetzungen auf dem Balkan zieht Anila Shuka für die Deutsche Welle (Beitrag vom 30.09.2018): Über 900 Bücher wurden demnach bezuschusst und damit die Stellung der Übersetzer gegenüber den Verlagen gestärkt.

Eine Neuübersetzung als Gründungszuschuss: Verlegerin Sabine Dörlemann über Swetlana Geier, literarische Wiederentdeckungen, Übersetzer*innen als Scouts und Namensnennung auf dem Buchumschlag. Das Gespräch mit Dina Netz im Deutschlandfunk vom 22.08.2018 ist hier nachzuhören.

Gegen die Ablehnungskultur in Europa sollten sich Literaturübersetzer*innen politisch stark machen, meint Martin Pollack in seiner Festrede bei der Verleihung des Österreichischen Staatspreises für Übersetzung (als Essay veröffentlicht im Standard vom 14.07.2018), denn die Begegnung mit dem Anderen und der Umgang mit Sprache in diesem Zusammenhang seien ihre Grundkompetenz.

Unter dem Titel „Übersetzen heißt antworten“ veröffentlicht die Literaturkritikerin Sieglinde Geisel ihren bei der Jahrestagung des VdÜ gehaltenen Vortrag über das „unentrinnbar genaue Lesen“ und die unheimliche Macht der Übersetzer*innen auf dem Portal tell (tell-review am 27.06.2018).

Dorota Stroińska, Mitunterzeichnerin eines offenen Briefs der deutschsprachigen Übersetzer*innen und Vermittler*innen polnischer Literatur an das polnische Kultur- und Außenministerium, spricht im Deutschlandfunk (Sendung vom 01.03.2018) über die Instrumentalisierung der Kulturpolitik in Polen und die Einschüchterung der dortigen Zivilgesellschaft.

Ein Rechtsstreit zwischen Erbschaftsverwalterin und Verlag über die Bearbeitung von Hans Wollschlägers „Ulysses“-Übersetzung hat verhindert, dass die revidierte Fassung erscheinen darf. In der Neuen Zürcher Zeitung vom 26.03.2018 resümiert Hans Walter Gabler den Fall.


Übersetzer*innen und ihre Arbeit: Interviews und Porträts

Ein Comic, für den es einen ganzen Anmerkungsapparat bräuchte: Ulrich Pröfrock spricht mit Annette Hoffmann (Badische Zeitung vom 02.12.2018) über seine Übertragung von Catherine Meurisse’ humorvoll-anspielungsreicher Graphic Novel „Olympia in Love“.

Anlässlich seiner Lesetour zur Neuübersetzung von Michail Bulgakows „Die weiße Garde“ gibt Alexander Nitzberg Moritz Fehrle auf Radio Mephisto 97.6 am 26.11.2018 ein ausführliches Interview zu seinem Hintergrund und Werdegang und zu seinen Neuübersetzungen russischer Klassiker.

Ein ausführliches Gespräch mit Rosemarie Tietze, die unter anderem Tolstois „Anna Karenina“ und seine „kaukasische Prosa“ für den Sammelband „Krieg im Kaukasus“ neu übersetzt hat, führt Dennis Scheck für seine Buchkritik-Sendung „Druckfrisch“ vom 25.11.2018. Es geht um Übersetzungsstrategien, den heutigen Blick auf Russland, der den Literaturreichtum ausblendet, und Übersetzer*innen als „Postkutschenpferde der Literatur“.

Holger Büchner spricht mit Frank Weigand über das Festival Primeurs für frankophone Gegenwartsdramatik, die Besonderheiten des Québecer Französisch und den Übersetzerworkshop im Rahmen des Festivals, bei dem die entstandenen Texte mit fünf Schauspielern „getestet“ werden. Der Beitrag im SR2 Kulturradio vom 20.11.2018 ist hier nachzuhören.

Autorin und Übersetzerin Julia Schoch gibt Anke Schäfer (Onetz.de vom 20.11.2018) Auskunft über den Einfluss der Werke, die sie übersetzt, auf ihr eigenes Schreiben, die Anerkennung des literarischen Übersetzens und den Unterschied in der Motivation: Übersetzen sei ein Freundschaftsdienst, Schreiben eine Notwendigkeit.

Für eine Besprechung des Sammelbandes „Der Spaß an der Sache“ mit allen Essays des Ausnahmeautors David Foster Wallace trifft sich Max Dohner mit Ulrich Blumenbach – eine Begegnung, bei der er sein Staunen über die Meisterleistung der Übersetzung „um kein Jota“ verloren habe, wie er in der Aargauer Zeitung vom 18.11.2018 bekennt. Ein spannender Bericht über die Verwandtschaft des Übersetzers als „Berater-Trabantensystem für alle Bereiche des Sprachkosmos“, Detailverliebtheit und uferlosen Lesegenuss.

Der Kinder- und Jugendbuchautor Herbert Günther spricht im Interview mit Ute Wegmann für den Deutschlandfunk (Sendung vom 10.11.2018) auch über seine Übersetzungen (u. a. Malcolm Bosse, Paula Fox und Eric Carle), die er im Tandem mit seiner Frau erarbeitet.

Der gefragte Comic-Übersetzer Klaus Jöken spricht im Interview mit dem österreichischen Kurier vom 06.11.2018 über den neuen Lucky-Luke-Band, der den berühmten Cowboy nach Europa führt und ihn vor allem mit Situationskomik und kulturellen Anspielungen vor Herausforderungen stellten. Seine „Asterix“-Übertragungen waren der Kleinen Zeitung (Ausgabe vom 25.11.2018) Anlass für ein Porträt, in dem Andreas Kanatschning über Namensfindung, Geheimhaltung und das kreative Chaos in dem mit 500 übersetzten Comics gefüllten Arbeitszimmer des Übersetzers berichtet.

Ein Herzensprojekt hat es „durch das Nadelöhr der Verlage“ geschafft: Christoph Schreiner trifft sich mit dem Übersetzerpaar Susanne Kihm und Nikolos Lomtadse, die das georgische Epos „Das erste Gewand“ von Guram Dotschanaschwili in Eigeninitiative und jahrelanger gemeinsamer Feinarbeit übersetzt haben. Nun ist es pünktlich zum Gastlandauftritt Georgiens auf der Frankfurter Buchmesse erschienen. Porträt in der Saarbrücker Zeitung vom 02.11.2018.

Der Leipziger Literarische Herbst hat in diesem Jahr die Übersetzer und Übersetzerinnen in den Vordergrund gestellt und dazu unter anderem die „Lange Nacht der Literaturübersetzung“ veranstaltet, von der Anna Flora Schade für die Leipziger Volkszeitung vom 31.10.2018 berichtet. In der Ausgabe vom 23.10.2018 spricht die Journalistin außerdem mit den Leipziger Übersetzern Bradley Schmidt und Heide Lutosch, die im Rahmen des Festivals an einem Workshop zur Lyrikübersetzung teilnahmen.

Die bedeutende Übersetzerin Anthea Bell, die englische Stimme von Otfried Preußler, W. G. Sebald, Frank Kafka u. v. m. sowie legendäre Übersetzerin der „Asterix“-Bände, ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Elizabeth Grenier widmet ihr in der Deutschen Welle (Beitrag vom 18.10.2018) einen Nachruf.

In der Aargauer Zeitung vom 15.10.2018 beschreibt Anne-Sophie Scholl den „Weg der Wörter in die weite Welt“ am Beispiel der Schweizer Autorin Gianna Molinari, die auf der Frankfurter Buchmesse mit ihrem niederländischen Übersetzer Gerrit Bussink an Detailfragen arbeitet. Über eine englische Probeübersetzung und ein Gutachten der Übersetzerin Françoise Toraille, der die Dichte der Erzählung und die scheinbare Einfachheit der Sprache Lust auf den Text gemacht haben, fand das Buch auch zu seinem französischen Verlag.

Wann ist ein Buch gelungen, wie wichtig ist der Duktus und wie lebt es sich als Übersetzer? Nikolaus Stingl, Übersetzer u. a. von William Faulkner und Thomas Pynchon, erzählt im Gespräch mit Kai Spanke für die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14.10.2018 von Momenten der Verzweiflung, unerwarteten Funden und merkwürdigen Sprechweisen.

Eine spanische Professorin für deutschsprachige Literatur ist derzeit Translator in Residence des Europäischen Übersetzer-Kollegiums in Straelen: Olga García arbeitet dort an der Übersetzung der in Vergessenheit geratenen Autorin und Journalistin Maria Leitner, deren Lebensgeschichte sie fasziniert, wie sie Bianca Mokwa für ein Porträt in der Rheinischen Post vom 13.10.2018 erzählt.

Auf kuriose Sprichwörter stößt man beim Übersetzen immer wieder – Marion Herbert hat ein ganzes Buch darüber übersetzt. Tobias Jochheim porträtiert die Düsseldorferin in der Rheinischen Post vom 02.10.2018 als Künstlerin, die eben nicht stumpf Aussagen von einer Sprache in die andere „umrechne“, sondern dem Echo der Texte lauscht, Wörter jagt und sammelt und die Übersetzung findet, die den Kern und den Ton trifft.

Anlässlich des Hieronymustages bringt die Neue Presse am 30.09.2018 ein Interview mit der Übersetzerin Ursula Gräfe, unter anderem die deutsche Stimme von Haruki Murakami und Kenzaburō Ōe. Hannah Scheiwe befragt sie zur Wertschätzung der künstlerischen Leistung, den Problemen mit „Stille-Post-Übersetzungen“ über den Umweg einer englischen Fassung und den Kontakt zu Murakami.

Ein Artikel, der mit dem Ausruf „Donnerknispel!“ beginnt, kann nur neugierig auf die Schöpferin des Wortes machen: Für die Berliner Zeitung vom 30.09.2018 porträtiert Barbara Weitzel die Jane-Gardam-Übersetzerin Isabel Bogdan, geht den Nöten und der Bedeutung der Zunft in der heutigen Zeit nach und belegt damit, dass Übersetzen keinesfalls ein Schreiben zweiter Klasse ist, wie die auch als Autorin erfolgreiche Übersetzerin betont.

Karl-Heinz Ott spricht mit Angela Gutzeit im „Büchermarkt“ des Deutschlandfunks (Sendung vom 03.09.2018) über seine Neuübersetzung von François-René de Chateaubriands „Kindheit in der Bretagne, den „großartigen Landschaftsschilderer“ der französischen Romantik und die besondere Herausforderung einer beiläufigen, „sanften Ironie, die nicht protzt“.

Petra Kammann, Herausgeberin des Feuilleton Frankfurt, lässt die Übersetzerin Nicola Denis in einem ausführlichen Interview vom 04.08.2018 über die „Gratwanderungen einer Spracharbeiterin“ berichten – ein Gespräch über Registerwechsel, Glücksfalle beim Jonglieren mit verschiedenen gleichzeitig zu übersetzenden Texten und die befreiende Distanz zur eigenen Muttersprache.

Nach dem Tod von Literaturnobelpreisträger V. S. Naipaul spricht Britta Bürger mit dessen Übersetzerin Karin Graf über Stil und Persönlichkeit des Autors. Sendung im Deutschlandfunk Kultur vom 12.08.2018.

Die Märkische Oderzeitung veröffentlicht am 06.08.2018 Dietrich Schröders Nachruf auf Karin Wolff, Übersetzerin und Vermittlerin polnischer Literatur, deren Mittel zum Widerstand „messerscharfe Sprache und außergewöhnliche Intelligenz“ gewesen seien.

Anne Reinert porträtiert für die Osnabrücker Zeitung vom 21.07.2018 zwei in der Stadt ansässige Literaturübersetzerinnen: Anja Mehrmann erzählt von ihrer Arbeit an Genreliteratur und ihren Herzensprojekten, Manuela Klenke hat von der Übersetzungstätigkeit für Polizei und Justiz auf die Übertragung rumänischer Literatur umgesattelt und übersetzt umgekehrt auch deutsche Literatur ins Rumänische.

Die Wuppertalerin Heike Holtsch arbeitet als Translator in Residence drei Monate lang am Europäischen Übersetzerkollegium Straelen und gibt Bianca Mokwa für die Rheinische Post vom 24.07.2018 Einblick in ihre aktuellen Projekte und die Arbeit an der unter Hochdruck produzierten Biografie von Herzogin Meghan.

Anne Birkenhauer Molad erhält für ihre Übersetzung des Romans „Kommt ein Pferd in eine Bar“ von David Grossman den Deutsch-Israelischen Übersetzerpreis und beschreibt, wie sie Satz für Satz die Tiefenschärfe für jede einzelne Szene gewinnt. Die Deutsche Welle berichtet am 16.07.2018 über die Preisverleihung in Jerusalem.

Anlässlich der Vergabe des Arbeitsstipendiums der Stadt München porträtiert Yvonne Poppek in der Süddeutschen Zeitung vom 02.07.2018 die Übersetzerin der Bestsellerautorin Zadie Smith, Tanja Handels, die über die Glücksfälle in ihrem Werdegang und die Fleißarbeit des Nachschöpfens berichtet.

Die Übersetzerin Alida Bremer wird zusammen mit der kroatischen Autorin Ivana Sajko mit dem Internationalen Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt ausgezeichnet und gibt Ulrike Timm (Beitrag im Deutschlandfunk Kultur vom 28.06.2018) Auskunft über den nach 17 Arbeitsjahren wohlvertrauten Stil der Autorin, die Notwendigkeit, die Kinderlieder und Sprichwörter der Ausgangssprache zu kennen, und die gegenwärtigen politischen Verhältnisse in Kroatien.

Für ein Porträt in der taz vom 19.06.2018 berichtet Robin Detje, Übersetzer „maximal herausfordernder“ und „hyperverschachtelter“ Romane aus dem Englischen, im Gespräch mit Eva Behrendt über seinen Werdegang, seine Mentoren und den inneren Kritiker bei der Arbeit.

Für den Spiegel (online am 11.06.2018) besucht Dominik Peters Ruth Achlama in ihrer Wohnung in Tel Aviv. Mehr als 70 Werke der großen Romanciers und Autoren aus Israel hat sie aus dem Hebräischen übertragen: Wer einen Oz, Schalev oder Kaniuk im Regal habe, habe damit auch eine Achlama, so der Reporter, der die Übersetzerin auch zu ihrer intuitiven Vorgehensweise bei der Arbeit befragt.

Im Deutschlandfunk (Sendung vom 15.05.2018) spricht Übersetzer Hans Jürgen Balmes mit Tanya Lieske über das Schaffen des Lyrikers William Stanley Merwin und die Herausforderung, den Rhythmus in der Übersetzung so aufzubauen, dass er die fehlende Interpunktion in den Versen ersetze.

Zum 90. Geburtstag des Schriftstellers und Übersetzers Georges-Arthur Goldschmidt erscheinen zahlreiche Würdigungen seines Werks, u. a. von Nicole Henneberg (im Tagesspiegel vom 01.05.2018), die von seiner Liebe zu den Bildern schreibt, die Sprache beweglich machen. Mit seinen Übersetzungen Nietzsches und Kafkas ins Französische habe seine Integration in den französischen Kulturbetrieb, seine Ersatzheimat, begonnen, so Jürg Altwegg in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 02.05.2018.

Einen „Eigensinnigen ohne Pose“ nennt Annett Gröschner den Russisch-Übersetzer Fritz Mierau in ihrem Nachruf. Er habe späteren DDR-Generationen durch seine Vermittlungsarbeit das Glück der Lektüre verschafft, als „Notrationen und Überlebenspäckchen“ (ZEIT online vom 02.05.2018).

Michael Walter, Träger des Offenburger Europäischen Übersetzerpreises 2018, unterhält sich mit Sylvia Prahl (taz vom 02.05.2018) über die Querfinanzierung der Laurence-Sterne-Übersetzungen mit Theatertantiemen, unverständliche Satzgirlanden bei Henry James und den Heidenspaß bei der Arbeit an „Tristram Shandy“.

Den Arbeitsalltag eines Thriller-Übersetzers lernen die Leser von nordbayern.de (Beitrag vom 23.04.2018) kennen. Alex Blinten hat für sein Porträt Peter Friedrich besucht, der seit 30 Jahren Spannungsliteratur aus dem Englischen ins Deutsche bringt.

Über Arbeitsabläufe und künstlerische Freiheiten beim Synchronisieren von Filmen berichtet Synchronbuchautor Tobias Neumann auf dem Portal Quotenmeter (Beitrag vom 16.04.2018) – ein Thema, dem sich ausführlich auch die Mittelbayerische Zeitung in einem Beitrag von Angela Sonntag vom 22.05.2018 widmet.

Klavier-Professor Bernd Goetze hat die Briefe von Claude Debussy an seinen Verleger erstmals ins Deutsche übersetzt – ein Zeugnis des wechselvollen Lebens des Komponisten und seiner künstlerischen Überzeugungen, geschrieben mit viel Wortwitz und Ironie, wie der Übersetzer im Gespräch mit Dagmar Penzlin für den Deutschlandfunk (Sendung vom 19.03.2018) schildert und mit Beispielen veranschaulicht.

Zum 250. Todestag von Laurence Sterne erscheint im Galiani-Verlag eine Werkausgabe in der Übersetzung von Michael Walter, der sich seit 1982 dem Ausnahmeautor widmet. Aus diesem Anlass spricht der Übersetzer mit Michael Maar für den Freitag (Ausgabe 10/2018, online am 17.03.2018) und mit der taz (Besprechung von Sylvia Prahl am 18.03.2018) über die Entstehungsgeschichte der Übersetzung, die Neuübersetzung von Sternes Briefen und seinen Versuch, den Sprachduktus des Originals historisch vergleichbar nachzubilden.

Für die Magdeburger Volksstimme vom 18.03.2018 besucht Jens Haentzschel Maria Hummitzsch, die Übersetzerin und Mitbegründerin des Übersetzerzentrums auf der Leipziger Buchmesse, in ihrem Büro und befragt sie zu der Arbeit an dem Roman „Das geträumte Land“ der afrikanischen Schriftstellerin Imbolo Mbue, die Zufälle auf ihrem Berufsweg und die Sichtbarkeit der Übersetzer.

Sabine Stöhr und Juri Durkot sind für ihre Übersetzung von Serhij Zhadans „Internat“ mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet worden und sprechen mit Dorothea Westphal auf Deutschlandfunk Kultur (Sendung Zeitfragen vom 23.03.2018) u. a. darüber, dass die Gewalt in diesem Roman nicht ästhetisiert, aber in einer frischen, bildhaften Sprache dargestellt werde, die die Zumutungen des Krieges in der Ostukraine erlebbar mache. Über die Zusammenarbeit an der Übersetzung und den Stil des Autors erzählen die Preisträger auch im Interview mit dem MDR direkt nach der Preisverleihung (nachzuhören hier).

Rumänien ist Gastland der Leipziger Buchmesse, und Ernest Wichner ist für seine Übersetzung von Cătălín Mihuleacs „Oxenberg & Bergstein“ für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Über diesen Roman im Speziellen und die rumänische Literatur im Allgemeinen spricht der „Literaturvermittler im besten Sinne“ (Deutschlandfunk Kultur vom 15.03.2018) u. a. mit Janek Kronsteiner für mephisto 97.6, dem Radiosender der Leipziger Universität (Sendung vom 15.03.2018) und mit Nadine Kreuzahler für das Inforadio des RBB (Sendung quergelesen vom 11.03.2018). Auch die österreichische Kleine Zeitung berichtet am 12.03.2018 ausführlich.

Rumänien-Messeschwerpunkt zum Zweiten: Der Thüringer Allgemeinen vom 14.03.2018 gibt Georg Aescht, Übersetzer zahlreicher Romane und Lyrikbändenaus dem Rumänischen, Auskunft über den Stellenwert der rumänischen Literatur auf dem deutschsprachigen Buchmarkt, Autoren, die man kennen sollte, und die „verschärfte Nachfrage nach freiwilligen Selbstausbeutern“.

Großes Medienecho auf das Erscheinen der deutschen Ausgabe des Trump-Enthüllungsbuches „Feuer und Zorn“, für das sieben Übersetzer beauftragt wurden. Wie man sich diese Zusammenarbeit vorzustellen habe, fragt Maike Schiller (Hamburger Abendblatt vom 27.02.1018) Thomas Gunkel, der auch einiges über die übersetzerischen Herausforderungen verrät: Den Autor habe man immer mal wieder „stilistisch aufpeppen“ müssen.

In der Sendung Lesart auf Deutschlandfunk Kultur (12.02.2018) empfiehlt Larissa Bender neue Übersetzungen aus dem Arabischen und konstatiert ein leicht gestiegenes Interesse an arabischer Literatur beim deutschsprachigen Publikum. In der anderen Richtung wächst seit der Flüchtlingswelle 2015 die Nachfrage nach Übersetzungen deutscher Kinderliteratur ins Arabische u. a. für zweisprachige Ausgaben, wie Mahmoud Hassanein, Übersetzer von Paul Maars „Sams“, zu berichten weiß (u. a. in der Welt vom 18.02.2018).

Im Vorfeld einer Lesung berichtet Tobias Scheffel Annette Hoffmann für die Badische Zeitung vom 11.02.2018 über die Tagebücher Léon Werths, die er zusammen mit Barbara Heber-Schärer übersetzt hat („eine glückliche Entscheidung“), und die Notwendigkeit der Förderung eines solchen Projekts: Den „Wahnsinn“ von Recherche, Diskussion und zusätzlicher Lektüre mildere ein Arbeitsstipendium.

Für die Potsdamer Neuen Nachrichten (Ausgabe vom 09.02.2018) unterhält sich Grit Weirauch mit Bettina Abarbanell über den erst jetzt auf Deutsch veröffentlichten Roman „Angel“ (1957) der unbekannt gebliebenen Autorin Elizabeth Taylor, die feine Ironie ihrer Sprache und den frischen Ton, den sie in der Übersetzung nicht zu entstauben brauchte.

Als Klassiker des neuen Jahrtausends und literarisches Unikat gilt der siebenbändige Roman „Das Büro“ des Niederländers J. J. Voskuil, dessen letzter Teil nun auf Deutsch vorliegt. Übersetzer Gerd Busse erzählt im Gespräch mit Enno Stahl (Deutschlandfunk Kultur vom 06.02.2018) von der Schwierigkeit, einen Verlag für das Projekt zu gewinnen, und dass er sich nach Abschluss der Arbeit ein wenig wie der Protagonist nach der Pensionierung fühle.

Der letzte Band von Elena Ferrantes Neapel-Saga erscheint auf Deutsch, und Übersetzerin Karin Krieger wird in der Presse bereits als „die deutsche Ferrante“ vorgestellt. Ausführliche Gespräche über die Arbeit an den über 2000 Seiten Text und nüchterne Schlichtheit als stilistische Methode führen u. a. Andrea Gerk für Deutschlandfunk Kultur (Sendung Lesart vom 26.01.2018) und Susanne Sturzenegger für das SRF (Beitrag vom 12.02.2018). Über einen Abend mit Karin Krieger in Potsdam berichten die Potsdamer Neuen Nachrichten vom 05.03.2018.

Auf NDR Kultur (Sendung vom 29.01.2018) spricht Ursula Gräfe mit Claudia Christophersen über den neuesten Roman von Haruki Murakami und seine Kunst der vielen Erzählstränge und Anspielungen, die sie in der Übersetzung nicht aufklären oder mit eigenen Spekulationen füllen wolle.

Die 3sat-Sendung Kulturzeit vom 19.01.2018 porträtiert die Übersetzer Maralde Meyer-Minnemann und Ulrich Blumenbach in einem ausführlichen Beitrag über die Freuden und Tücken des Übersetzerberufs.

Zu Comic-Übersetzung im Allgemeinen, der Arbeit an Micky-Maus-Geschichten im Speziellen und dem Einfluss von Comic-Sprache auf die Sprachkultur befragt Karsten Kellermann in der Rheinischen Post vom 05.01.2018 den Übersetzer Markus von Hagen, der damit seinen Traumjob gefunden hat.

Präzision und Freiheit statt Pedanterie und Willkür: Kurt Steinmann gibt der Frankfurter Rundschau vom 02.01.2018Auskunft über seine viel gepriesene Neuübersetzung von Homers „Ilias“, darunter zu seinem Bemühen, nah an der gesprochenen Sprache zu bleiben und die lyrische Form zu bewahren: „Ich nehme den Text sehr ernst.“


Übersetzer*innen und ihre Arbeit: Rezensionen und Veranstaltungsberichte

Der neue Roman der in Berlin lebenden japanischen Autorin Yoko Tawada spielt in einem abgeschotteten Japan, in dem Übersetzungen verboten sind – ein denkbar großer Kontrast zu Leben und Schreiben der Autorin, die man als Vertreterin eines „utopischen germanophonen Sprachraums“ bezeichnen könne, schreibt Rezensentin Lea Schneider in der Süddeutschen Zeitung vom 09.12.2018. Umso überragender sei die Arbeit von Übersetzer Peter Pörtner, der „Sendbo-o-te“ ins Deutsche übertragen hat und die „einzigartige Mischung aus Hemdsärmeligkeit und Ungewöhnlichkeit“ auch im Deutschen leuchten lasse.

Als „Grundbuch der modernen Welt“ bezeichnet Thomas Steinfeld in der Süddeutschen Zeitung vom 26.11.2018 Charles Darwins „Der Ursprung der Arten“, das nun in einer Neuübersetzung von Eike Schönfeld vorliegt – in der Wahl des Übersetzers könne man eine Reverenz an Darwin als Stilisten sehen, so der Rezensent, der zugleich grübelt, ob es bei einem wissenschaftlichen Text eigentlich literarische Spielräume geben solle. Nach dem Vergleich der drei Fassungen verschiedener Textstellen wie auch des Titels kommt er zu dem Schluss, die ungleich poetische Neufassung beweise auch, „in welchem Maße hier einige wahrlich fundamentale Unklarheiten durch Kanonisierung entsorgt wurden“.

Für die Rheinische Post vom 22.11.2018 war Yvonne Theunissen beim Festakt zum 40-jährigen Bestehen des Europäischen Übersetzer-Kollegiums Straelen, das Schriftsteller Uwe Timm in seiner Festrede „das Bauhaus zum Turm von Babel“ nannte.

Rezensent Burkhard Müller fühlt sich bei der Lektüre von Tom Rachmans „Die Gesichter“ „einigermaßen von der Übersetzung gestört“ – allzu eng folgten die Sätze und Dialogrepliken der englischen Vorlage, was sich erst in der zweiten Hälfte des Romans bessere. Die Besprechung aus der Süddeutschen Zeitung vom 21.11.2018 ist nachzulesen auf buecher.de.

Bei einer Lesung im Haus des Deutschen Ostens in München präsentierte Georg Aescht den von ihm neu übersetzten Roman „Der Wald der Gehenkten“ von Liviu Rebreanu und ließ den Autor auf mitreißende Weise mit seinen Worten sprechen, berichtet Doris Roth für die Siebenbürgische Zeitung vom 21.11.2018.

Eine „unglaubliche Salve an Fragen, Anklagen und Thesen“ zum Ersten Weltkrieg bietet das Thesengedicht „Endlich raus aus dem Wald“ von Jacques Darras, aus dem Übersetzerin Odile Kennel im badischen Hausach las; ein verdichtetes, bildreiches Werk, das an diesem Abend in „genialer Symbiose“ mit dem Akkordeonisten Helmut Neerfeld präsentiert wurde, wie Claudia Ramsteiner für Baden online am 11.11.2018 berichtet.

Mit Rosemarie Tietze ist erstmals eine Übersetzerin mit dem Literaturpreis der Stahlstiftung Eisenhüttenstadt ausgezeichnet worden – ihre Liebe zur deutschen Sprache und ihr „Mut zur gestalterischen Freiheit“ beeindruckten auch Janet Neiser, die für Moz.de vom 10.11.2018 die Preisverleihung besuchte.

In der Reihe „Very British“ in der Sparkasse von Schwäbisch Hall sprachen die Übersetzerinnen Isabel Bogdan und Tatjana Kruse über ihre eigenen Bücher, ihre Übersetzungstätigkeit und „Highlights in der Lobeswüste“, wenn es um die Anerkennung ihrer Arbeit geht. Für die Südwestpresse vom 10.11.2018 war Sonja Alexa Schmitz dabei.

Der ungarische Schriftsteller Andor Endre Gelléri wird in einer neuen Übersetzung von Timea Tankó beim Guggolz Verlag wiederaufgelegt; auf „Die Großwäscherei“ folgt nun der Kurzgeschichtenband „Stromern“, die, so Ulrich Rüdenauer im Tagesspiegel vom 08.11.2018, auch dank der Übersetzung eine starke, frische Wirkung entfalteten – Tankó sei „wagemutiger“ und ihre Sprache rhythmisch-elegant.

Gedanken zur Übersetzung und Übersetzbarkeit von Lyrik macht sich Felix Stephan nach dem Besuch des Münchner Literaturfests, bei dem Kurator Jan Wagner Dichter und Dichterinnen aus ganz Europa ihre Werke im Original lesen lässt und die deutsche Fassung nur projiziert wird: Wie viel kommt von der „ursprünglichen sinnlichen Erfahrung des Autors“ eigentlich im Deutschen an? Oder soll man das Klangereignis ganz ohne die Kommunikationsfunktion der Sprache genießen? Süddeutsche Zeitung vom 07.11.2018.

Benjamin Heine hat für die Leipziger Volkszeitung (Bericht vom 29.10.2018) einen Abend mit Clemens Meyer, Roberta Gado und Katy Derbyshire besucht und eine Lesung erlebt, bei der die italienische und die englische Übersetzerin des Romans „Im Stein“, moderiert von „ihrem“ Autor, aus der Unsichtbarkeit ihres Berufs heraustraten und deutlich machten, dass sich hier drei Personen eine literarische Stimme teilen.

Die Neue Zürcher Zeitung vom 20.10.2018 widmet sich in zwei ausführlichen Beiträgen der Auseinandersetzung um die Überarbeitung der Wollschläger’schen „Ulysses“-Übersetzung: Fritz Senn berichtet über seine Rolle als „eingebauter Hemmschuh“ beim Lektorat der ursprünglichen Fassung und die Stärken und Schwächen des „genialen Einzelgängers“ Wollschläger und zeigt an etlichen Beispielen auf, warum es durchaus nicht abwegig sei, sich neue Fassungen vorzustellen. Angela Schader liest die alte und die neue Fassung, die nur in einer kleinen, der Wissenschaft vorbehaltenen Auflage erscheinen durfte, vergleichend und hält es für einen „Jammer“, dass dieses Vergnügen nicht frei zugänglich ist.

Auf der Eröffnungsveranstaltung einer Tagung zur besseren Vernetzung deutscher und griechischer Autoren und Autorinnen in Berlin kam das Publikum mit Spoken-Word-Darbietungen und Lesungen auf seine Kosten, berichtet Panagiotis Kouparanis in der Deutschen Welle vom 19.10.2018: eine Initiative zur Sichtbarmachung einer Literatur, die durch fehlende Übersetzungsförderung hierzulande kaum präsent sei, wie diablog.eu-Gründerin Michaela Prinzinger erklärt.

Dank Henning Ahrens musikalischer Übersetzung könne man das Literaturereignis, als das Hubert Winkels Paul Beattys subversiven Roman „Der Verräter“ erlebt, auch auf Deutsch „betört halluzinieren“, zumal der Übersetzer in seinen eigenen Erzähltexten ebenfalls zu „pseudorealistisch aufgezogenen Farcen“ neige. Die Besprechung aus der Süddeutschen Zeitung vom 08.10.2018 ist nachzulesen auf buecher.de.

Eine surreale Situationskomik erlebt Stefan Zweifel in der deutschen Edition von Arthur Rimbauds Korrespondenz, in die alle Hauptwerke zum Zeitpunkt ihres Erscheinens eingebettet sind. Wenig Gefallen findet er allerdings an der Übersetzung von Tim Trzaskalik, in der die freischwebenden französischen Satzgefüge zu „Substantivmonstern verklumpen“. Die Besprechung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 20.09.2018 ist nachzulesen unter buecher.de.

Das Gedicht als Textbild und Klangkörper: Andrea Schellinger wurde für ihre Übertragung der Logbücher des griechischen Lyrikers Giorgos Seferis mit dem ersten, von der Stadt Heidelberg ausgelobten Übersetzerpreis Gingko-Biloba für Lyrik geehrt. Franz Schneider war für die Rhein-Neckar-Zeitung (Beitrag vom 15.09.2018) dabei.

Olivier Mannoni erhält für seine Übersetzungen ins Französische – laut Laudator Holger Fock „keine Aneignung, sondern Anerkennung des anderen“ – den Eugen-Helmlé-Preis 2018 und las bei der Verleihung im Wechsel mit Frank Witzel aus „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion“, berichtet Kerstin Krämer in der Saarbrücker Zeitung vom 09.09.2018.

Ein Literaturfest aus dem Blickwinkel der Übersetzerinnen und Übersetzer: Unverzichtbar seien diese für das Gelingen der Poetischen Quellen in Bad Oeynhausen, resümiert Heidi Froreich für die Neue Westfälische vom 20.08.2018 ihr Porträt von Michael Kegler und Annette Kopetzki.

Auf 150 Seiten hat Johanna Davids für den Suhrkamp Verlag die Texte von Kate Tempests Rap-Album „Let them eat chaos“ ins Deutsche übertragen und beweist darin „ein gutes Händchen fürs Lautmalerische“ und den Rhythmus, auch wenn die Coolness der „schnittigen Einsilber“ des Originals laut Rezensentin Katharina Borchardt unübersetzbar sei. Die Sendung auf Deutschlandfunk Kultur vom 17.08.2018 ist hier nachzuhören und nachzulesen.

Elke Links und Sabine Roths Neuübersetzung von George Eliots „Silas Marner. Der Weber von Raveloe“ brilliere vor allem in den mundartlichen Passagen, wohingegen die ausschweifenden Satzperioden zu Beginn des Romans „ein wenig mehr vom Geist eines Stifter hätte[n] gebrauchen können“, so Gustav Seibt in der Süddeutschen Zeitung vom 17.08.2018, nachzulesen bei buecher.de.

Andreas Tesarick beschäftigt sich in der Wiener Zeitung vom 28.07.2018 anlässlich der verhinderten Veröffentlichung der überarbeiteten Ulysses-Übersetzung mit dem Thema Neuübersetzungen von Klassikern, die rechtlich und philologisch immer ein Gang durch ein Minenfeld seien, und vergleicht die Moby-Dick-Übertragungen von Friedhelm Rathjen und Matthias Jendis miteinander: Beide Fassungen hätten ihre Stärken, und dass die Leser*innen die Wahl haben, sei kein Nachteil.

Thomas Hardys Roman „Jude the Obscure“ liegt in der Neuübersetzung von Alexander Pechmann vor, an der die Rezensenten wenig Gefallen finden. Werner von Koppenfels moniert in der Neuen Zürcher Zeitung vom 28.07.2018 die Versteifung von Hardys wendiger Syntax und den Dialektverschnitt in der Figurenrede, ähnlich geht es Burkhard Müller (Süddeutsche Zeitung vom 13.07.2018), der dadurch die fragwürdigen Aspekte des Romans – die Herablassung gegenüber den niederen Schichten – verstärkt sieht.

Über das Festival „Babel“ in Bellinzona, das die Übersetzung ins Zentrum rückt und damit in seinem Konzept einzigartig in der Welt sei, spricht Antje Bargmann für die Luzerner Zeitung (Beitrag vom 20.07.2018) mit Festivalleiter Vanni Bianconi. Die Debatten auf der Bühne bekämen, so Bianconi, eine ganz andere Dynamik, wenn Übersetzer*innen den Autor*innen Fragen stellten.

Im Rezensionsforum literaturkritik.de (Ausgabe Juli 2018) bespricht Leon Doorlag den Band „Ovid zum Vergnügen“, ein Kompendium mit Neuübersetzungen des Altphilologen Markus Janka. Zu manchen modernisierenden Übersetzungsentscheidungen hätte sich der Rezensent Anmerkungen des Übersetzers gewünscht, und das „Syntax-Gewirre“ folge dem griechischen Hexameter „oft allzu wohlwollend“ – dennoch mache das Büchlein Lust auf mehr Ovid.

Der Wallstein-Verlag veröffentlicht einen „Klassiker der zeitgenössischen amerikanischen Lyrik“, Mary Jo Bangs „Elegie“, in einer zweisprachigen Ausgabe, zu der Jonis Hartmann auf der Rezensionsplattform Textem (Beitrag vom 18.06.2018) den Übersetzern Uda Strätling und Matthias Göritz bescheinigt, der „verschlungenen Sprachmystik“ findungsreich gefolgt zu sein; allerdings wird bemängelt, dass in den einfachsten Nuancen eine „versimpelte Überstülpung“ eines bestimmten Tenors zu spüren sei.

Arno Widmann nimmt sich in der Frankfurter Rundschau vom 15.06.2018 Kurt Steinmanns Neuübersetzung der „Ilias“ vor und vergleicht sie mit seiner Lektüreerfahrung bei Raoul Schrotts Fassung, die mehr eine Nachdichtung sei. Steffen Georgi bezeichnet Kurt Steinmanns Neuübersetzung der Ilias in der Leipziger Volkszeitung vom 07.06.2018 als „ganz großen Wurf“: Hier sei, was höchst selten vorkäme, ein Philologe mit poetischem Gespür am Werk gewesen – und einem Sinn dafür, „wo sich Freiheiten im Namen der Rechte der Textes verbieten“.

Die Rheinische Post berichtet am 14.06.2018 von der emotionalen Verleihung der Straelener Übersetzerpreise an Katy Derbyshire und Simon Pare.

„Grundsätzliche Fragen zu Übersetzung und Kommentierung“ werfe die Neuausgabe von Erzählungen Henry James’ in der Übersetzung von Mirko Bonné auf, findet Christian Metz angesichts der Lektüre. Überzeugend sei die sprachliche Gestaltung, bei der die Satzwellen gelegentlich erst nach mehreren Zeilen sanft „ausbranden“, die Konzeption des Bandes hingegen nicht, und die diskursive Ebene sei bei der unkommentierten Übertragung von Begriffen wie „negro“ und „blackamoor“ problematisch. Rezension in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 12.06.2018, nachzulesen auf buecher.de.

Die Schwäbische Zeitung berichtet über eine Lesung mit Gabriele Leupold zu ihrer Neuübersetzung von Andrej Platonows „Die Baugrube“. Sie habe sich bemüht, notiert Dorothee L. Schaefer in ihrem Beitrag vom 06.06.2018, Lesererwartungen durch bedeutungsfremde Wörter zu unterlaufen, um die Besonderheiten von Platonows Sprache deutlich zu machen, und so einen sperrigen, aber auch überwältigenden Text geschaffen.

Grundsätzliche Überlegungen zum Übersetzen und zur urheberischen Leistung von Übersetzer*innen stellt Philipp Multhaupt unter dem hübschen Aufhänger „Romeo eine reinsemmeln“ in einem Artikel für das Magazin ze.tt an (26.05.2018) an, beschreibt Phänomene wie den Erikativ der Donald-Duck-Übersetzerin Erika Fuchs, die Humorlosigkeit des Literaturbetriebs angesichts freier Bearbeitungen oder den Grat zwischen Selbstvertrauen und Demut beim Übersetzen.

Zur Verleihung des Europäischen Übersetzerpreises der Stadt Offenburg an Michael Walter und den Förderpreisträger Thomas Mohr berichten die regionalen Medien von der Lesung am Vorabend (Baden online vom 07.05.2018 sowie Badische Zeitung vom 07.05.2018), bei der die Übersetzer Einblicke in ihre Arbeit gaben, und von der Verleihung selbst.

Anlässlich des Welttags des Buches wird Übersetzerin Maike Dörries zu einer Lesung ans Aschaffenburger Maria-Ward-Gymnasium eingeladen, wo die Schülerinnen und Schüler ihrer „lebendigen und anschaulichen“ Darbietung gebannt lauschten. Main-Echo vom 27.04.2018.

Übersetzerinnen und Übersetzer seien oftmals das Nadelöhr, durch das fremdsprachige, in diesem Fall junge arabische Literatur in eine neue Sprache gelange, schreibt Insa Wilke für die Süddeutsche Zeitung vom 22.04.2018 und würdigt die Vermittlerrolle von Larissa Bender, Leila Chammaa, Sandra Hetzl, Günther Orth, Rafael Sanchez u. a. auch hinsichtlich ihrer politischen Aufklärungsarbeit: „Man müsste ihnen für die Arbeit der vergangenen Jahre kollektiv das Bundesverdienstkreuz verleihen.“

Eine vertrackte, nahezu unlösbare Aufgabe sei die Übersetzung der Gedichte Pietro De Marchis, meint Roman Bucheli in der Neuen Zürcher Zeitung vom 20.04.2018, doch Christoph Ferber finde die Mittel, ihrer Musikalität eine neue Form zu geben, anschmiegsam und zugleich in respektvollem Abstand zum Original.

Zwei Neuübersetzungen von Thomas Hobbes‘ einflussreicher Schrift „De cive“ werfen ein neues Licht auf dessen Staatsphilosophie, schreibt Otfried Höffe für die Frankfurter Rundschau vom 17.04.2018 und vergleicht die bei Meiner veröffentlichte Neuübersetzung von Lothar Waas mit der bei Reclam aufgelegten Fassung von Andree Hahmann.

Für die Süddeutsche Zeitung vom 11.04.2018 (online auf buecher.de abrufbar) bespricht Nico Bleutge die Übersetzungen zweier Gedichtbände von W. S. Merwin – eine Auswahl von Hans Jürgen Balmes, die dem Rhythmus der Zeilensprünge und der Geschwindigkeit der Verse genau nachspüre, und die Einzelveröffentlichung „Der Schatten des Sirius“ in der Übertragung von Helmbrecht Breinig und Susanne Opfermann, die den Ton oftmals etwas zu hoch ansetze.

In der April-Ausgabe des Forums Literaturkritik.de rezensiert Bernd Blaschke Maja Pflugs „schlackenlose“ Neuübersetzung von Cesare Paveses Erzählung „Der Mond und die Feuer“, die dem neorealistischen Ton und Stil merklich angemessener sei als die Erstübersetzung von 1954.

Für die NZZ vom 12.03.2018 bespricht Niklas Bender die Neuübersetzung von François-René de Chateaubriands „Kindheit in der Bretagne“ durch Karl-Heinz Ott und kommt anhand einiger „Stilisierungstendenzen“ in der deutschen Fassung zu dem Schluss, dass die Einstufung des Autors als „Theatraliker“ eine subjektive Perspektive des Übersetzers sei.

Joshua Cohens neuer Roman „Buch der Zahlen“ wird von Jan Wilm im Tagesspiegel vom 13.02.2018 begeistert besprochen und die Übersetzung von Robin Detje, nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse, als fulminant und erfindungsreich gelobt. In seiner Besprechung für die Süddeutsche Zeitung vom 14.02.2018 bemängelt Nicolas Freund hingegen Abweichungen im Ton (ist allerdings auch der Meinung, man könne bei der Bewältigung dieser Übersetzungsaufgabe nur scheitern). Im Interview mit Angela Schader für die Neue Zürcher Zeitung vom 24.03.2018schildert der Autor seine Leseeindrücke der deutschen Fassung, in der die „sinnentleerte“ Tech-Sprache viel lebendiger wirke als im Englischen. Sein Buch sei, so das Fazit, „irgendwo zwischen mir und den Übersetzern und den Köpfen der Leser“.

Susanne von Schenck hat die Auftaktveranstaltung zu Toledo, einem Austausch- und Förderprogramm für Übersetzer, im Literarischen Colloquium Berlin besucht und ein „Fest der literarischen Übersetzung“ erlebt, das auch Berufspolitisches thematisiert (Sendung auf Deutschlandfunk Kultur vom 05.02.2018). Die Festrede von Joshua Cohen veröffentlicht die FAZ am 09.02.2018 auf Englisch im Volltext sowie in deutscher Übersetzung für Abonnenten.

Begeistert zeigt sich Rezensent Thorsten Schulte von der deutschen Neuausgabe der Screwball-Komödie „Ein abgetrennter Kopf“ von Iris Murdoch, die nicht nur vorhandenes Marktpotenzial bediene, sondern in Maria Hummitzsch’ Übersetzung auch als sprachliches Meisterwerk mit fesselnden Dialogen und unverfälschten Charakteren daherkomme. Literaturkritik.de vom 23.01.2018.

Roman Bucheli bespricht für die Neue Zürcher Zeitung vom 23.01.2018 zwei Gedichtbände, die den Übersetzern „alle Kunst und Findigkeit“ abverlangt haben: Mit rhythmischer Präzision habe Felix Philipp Ingold Pierre Chappuis ins Deutsche gebracht, mit Sprachspielereien und anderen Kunststücken sei Christoph Ferber an die Übertragung von Ugo Petrini gegangen - das Ergebnis: „zauberhaft genaue“ Gedichte.

Susanne Mayer lauscht der „großen Prosa“ Eliot Weinbergers: „Tatsächlich ist dieser Band das Werk zweier Poeten“ schreibt sie, die Übersetzerin Beatrice Faßbender gebe für Weinberger eine „Wort-Partnerin“ ab. Die Zeit vom 17.01.2018, online nur für Abonnenten.

Das Europäische Übersetzer-Kollegium in Straelen, das „weltweit größte Begegnungszentrum für literarische Übersetzer“ feiert Jubiläum, berichtet der WDR in einem Beitrag am 20. Gründungstag, dem 10.01.2018.

Die „Opuscula moralia“ von Giacomo Leopardi sind in einer „eleganten“ Neuübersetzung von Burkhard Kroeber erschienen, bei der sich Rezensent Niklas Bender aber stilistisch noch größere Nähe zum Original gewünscht hätte, etwa im Einsatz des Semikolons als „Teil der langatmigen, geschmeidigen Periode Leopardis“. Die Besprechung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 04.01.2018 ist nachzulesen auf buecher.de.


Übersetzer*innen über ihre Arbeit: Essays und Blogbeiträge

Kristian Wachinger berichtet in einem Essay für den Standard vom 01.12.2018 aus „dem Keller von Canettis Nichte“: „Wer das Glück hat, mit der Neuübersetzung eines Klassikers beauftragt zu werden, hat das Pech, dass er zu den Vorgängern irgendwie Stellung beziehen muss.“

Wie ein Ghostwriter versetzten auch Übersetzer*innen sich immer wieder in eine andere Person hinein. Emily Temple vom Literary Hub lässt in ihrem Beitrag vom 28. November 2018 zehn Vertreterinnen und Vertreter unserer Zunft zu Wort kommen. Die klugen Reflexionen zum Thema Übersetzen sind verschiedenen Artikeln, Essays und Interviews entnommen.

„Wie Darwin wirklich schrieb – und was wir lesen“: Eike Schönfeld reflektiert in der WELT vom 27.11.2018 über seine Neuübersetzung von Charles Darwins Hauptwerk „Der Ursprung der Arten“.

Anlässlich des georgischen Gastlandauftritts auf der Frankfurter Buchmesse hat Anastasia Kamarauli für die Oktoberausgabe von Literaturkritik.de über ihren Werdegang und ihre Arbeitsabläufe beim Übersetzen aus dem Georgischen geschrieben: Man müsse „immer zwischen der emotionalen Sprachgewalt des Georgischen und der außerordentlichen Präzision des Deutschen balancieren“.

Das Schweizer Magazin „Literarischer Monat“ widmet seine Ausgabe 33 vom Juli 2018 den literarischen Übersetzer*innen. Die Beiträge des Schwerpunkts stammen u. a. von Peter Torberg, Miriam Mandelkow, Christa Schuenke, Ulrich Blumenbach und Barbara Sauser.

Im Merkur (Heft 827 vom April 2018) schreibt Claudia Hamm einen Essay über die Frage „Wem gehört ein übersetzter Text? Literaturübersetzer vor, bei und nach dem Übersetzen“. Eine Vorschau ist online frei abrufbar.

Für seine Übersetzung von Léon Werths Tagebuch „Als die Zeit stillstand“ ist Tobias Scheffel in den Heimatort des Schriftstellers gereist und berichtet für Hundertvierzehn, das Online-Magazin des S. Fischer Verlags, von seinen Erlebnissen.

Karen Nölle, die sich nach der Neuübersetzung von Ursula K. Le Guins The Dispossessed auch die berühmte Erdsee-Trilogie vornimmt, schreibt im Blog der Bücherfrauen über die Autorin, die sie im Jahr vor ihrem Tod im Rahmen einer Recherchereise besucht hat.

Für das Magazin „Drift – Zeitschrift für Recherchen“ des Literaturinstituts Hildesheim hat Ulrich Blumenbach einen ausführlichen Beitrag zu seinen Übersetzungsentscheidungen in einer Passage aus David Foster Wallaces „Unendlicher Spaß“ geschrieben und mit der Redaktion über seine Arbeit gesprochen. Text und Interview sind auf dem Blog mokita.de nachzulesen.

Epitext, der Blog zum Internationalen Literaturpreis für übersetzte Gegenwartsliteraturen, interviewt regelmäßig Übersetzer*innen zu ihrer Arbeit – darunter Frank Heibert und Katy Derbyshire – und bespricht die für den Preis nominierten Übersetzungen.

Für das Online-Medium tell schreibt Frank Heibert regelmäßig Beiträge aus der eigenen Übersetzerwerkstatt und übt Stil- in Form von Übersetzungskritik, so etwa in „Die literarische Stimme und der Satzbau“ vom 6.4.2017.

In einer Sonderbeilage der Neuen Zürcher Zeitung vom 11.2.2017 mit dem Titel „Die stillste Kunst“ reflektieren die Übersetzer Burkhart Kroeber, Gabriele Leupold und Ulrich Blumenbach „Warum mache ich das?“, Joachim Schulte schreibt über das Übersetzen philosophischer Texte, die Autorin Lydia Davis singt ein Loblied auf die Freuden des Übersetzens und Martin Zähringer wagt bei der Übertragung von Lyrik das Widerständige.