Im Jahr 2000 legte der französischsprachige Romancier Ahmadou Kourouma einen Roman zu den afrikanischen Bürgerkriegen in einer äußerst dezentrierten Sprache vor. Fünf Jahre später erschien eine deutsche Übersetzung des Romans. Messan Tossa stellt die Frage nach der Übersetzung subalterner Sprachformen in „sogenannten“ Standardsprachen. 

Die dauerhaften Wirkungen des Imperialismus zeichnen sich im nachkolonialen Afrika durch sprachliche Auswüchse aus. Die koloniale Moderne hatte einheimische Sprachen in eine subalterne Position versetzt, weil Fremdsprachen oft in den Dienst der westlichen Hegemonie gestellt wurden. Auf diese Weise entstanden bei Kolonisierten Sprachneurosen, die zu einer stilistischen Subversion bei manchen afrikanischen Schriftstellern im postkolonialen Diskursfeld heranwuchsen. So ergeht es dem ivorischen Schriftsteller Ahmadou Kourouma, dessen Gebrauch der französischen Sprache sich in einer inflationären Subversion auf der stilistischen Ebene herauskristallisiert.

Der Vortrag von Messan Tossa problematisiert die Ausarbeitung von Sprachneurosen bei der Übersetzung von Texten aus der frankofon-afrikanischen Literatur in die deutsche Sprache, der die Hybridisierung im kolonialen Kontext erspart blieb.

Wann & wo? 12. Oktober 2020 um 18:15 Uhr
IFK@Zoom (Meeting-ID: 949 5786 0251, Kenncode: Cra3h1) 
online via Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK), Wien