Wer spricht?, lautet eine zentrale Frage im postkolonialen Diskurs. Dabei geht es um Repräsentation und Identität, Dominanz und Gewalt – und die Reproduktion von Macht durch Sprache. Wer spricht?, lautet eine zentrale Frage beim Übersetzen. Dabei geht es um Perspektive und Figurensprache, um die Imitation von Stimmen und die kreative Anverwandlung kultureller Kontexte.

In diesem Spannungsfeld bewegen wir uns beim diesjährigen Übersetzertag. Wer spricht beim Übersetzen? Wo stecken Literaturübersetzer·innen in den von ihnen übersetzten Texten? Welche Verantwortung tragen sie für das Werk? Wie gehen sie mit rassistischer Figurensprache um, wie mit umstrittenen Autor·innen? Ist alles sagbar und von allen? Gibt es Gestaltungskriterien, die außerhalb des Textes liegen?

Miriam Mandelkow und Nina Thielicke bringen unterschiedliche Haltungen und Perspektiven miteinander ins Gespräch und diskutieren über Spielräume und Zwischenräume beim Übersetzen postkolonialer Literatur, über Verlagsentscheidungen, Tabus sowie die vielbeschworene, vielgescholtene, doch selten definierte Political Correctness. Und lassen die Liste der Fragen weiter anwachsen.

Redaktionelle Anmerkung: Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet und kann auf dem Vimeo-Kanal des LCB angesehen werden – und im Deutschlandfunk Kultur berichtete Tomas Fitzel noch am selben Tag unter der Überschrift „Die Schwierigkeit von Literaturübersetzungen: Wer darf was übersetzen – und wenn ja: wie?

 

Programm

11 Uhr: Übersetzen als Kolonisierung.
Eröffnungsvortrag von Mithu Sanyal

11:30 Uhr: Übersetzen als Dekolonisierung.
Podiumsgespräch zwischen Christian Jakob und Mithu Sanyal

13:30 Uhr: Kolonial, postkolonial. Das „Dazwischen“ übersetzen.
Impulsvortrag von Claudia Hamm. Anschließende Podiumsdiskussion mit Claudia Hamm, Patricia Klobusiczky und Beate Thill

16 Uhr: Der lange Abschied von der weißen Dominanz.
Impulsvortrag von Charlotte Wiedemann

16:30 Uhr: Alles neu, alles anders?  Bearbeitung, Neuübersetzung und Verlagspolitik.
Podiumsdiskussion mit Lars Claßen (tbc), Andreas Nohl und Hans Christian Oeser. Moderation: Verena Lueken

19 Uhr: Wer spricht?
René Aguigah interviewt Sharon Dodua Otoo

19:30 Uhr: P.C. oder No-Go? Zum Umgang mit diskriminierungssensibler Sprache in der Übersetzung.
Podiumsdiskussion mit Susan Bernofsky (tbc), Pieke Biermann und Sharon Dodua Otoo. Moderation: René Aguigah

 

Wann & wo? Am 18. Juni ab 11 Uhr
im Literarischen Colloquium, Am Sandwerder 5, Berlin-Wannsee – sowie per Videostream

Eintrittskarten zum regulären Preis von 10 Euro gibt es im LCB-Ticketshop

Aktuelle Informationen beim Deutschen Übersetzerfonds