2020 ist Kanada Gast der Frankfurter Buchmesse; seine beiden Landessprachen Englisch und Französisch sind meist geografisch getrennt, offiziell frankophon ist die Provinz Québec. In dessen Metropole Montréal, der zweitgrößten frankophonen Stadt der Welt, gibt es von jeher auch eine große anglophone Community, so dass sich hier das Miteinander der beiden Sprachen und Welten konkret erleben lässt: ideal für das TOLEDO-Programm „Cities of Translators“, eine 10-tägige Sprachen- und Literaturexpedition für insgesamt 12 Teilnehmer.
Darin eingebettet bietet das 5-tägige Seminar „Québecfranzösisch“ 7 deutschsprachigen Übersetzerinnen und Übersetzern die Möglichkeit, sich in dieser spannenden Varietät des Französischen fortzubilden. Die Einwanderer des 17. und 18. Jahrhunderts brachten ihr teilweise regionales Französisch mit, das sich bis heute natürlich anders entwickelte als in Frankreich; zudem hinterlässt der starke Einfluss des US-Englischen seine Spuren. Migranten aus der ganzen Welt sorgen für weitere sprachliche und literarische Impulse. Literatur und Dramatik nehmen die Reize des Mündlichen und Elemente der Sprachenmischung bekanntlich gern auf. Seit den 60er Jahren gibt es verschiedenste Beispiele dafür, wie das Québecfranzösische als Literatursprache genutzt wurde und wird, in Dialogen, aber auch im Erzählertext. Die Textarbeit im Seminar wird sich, neben der allgemeinen Methodik des literarischen Übersetzens, mit den québecfranzösischen Besonderheiten sprachlicher, stilistischer und recherchetechnischer Art beschäftigen. Zusätzlich geplant sind Gastvorträge zu den Fragen: Welchen Elementen des Québecfranzösischen begegnen wir besonders häufig in literarischen Texten? Was bewirken sie, welche stilistischen Funktionen können sie erfüllen? Und: Wie gehen die Übersetzer ins Englische, die andere Landessprache also, mit diesen Herausforderungen um?
Das weitere TOLEDO-Programm ermöglicht landeskundliche Einblicke, Treffen mit Autorinnen und Autoren, insbesondere den im Seminar übersetzten, und lädt zu Expeditionen in die Literaturszene Montréals ein, organisiert von der Französisch- und Englischübersetzerin Sonja Finck, um verschiedene Blickwinkel auf die hochentwickelte Übersetzungskultur der Stadt zu ermöglichen. Abgerundet wird das Programm mit einer öffentlichen Abschlussveranstaltung.

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