Rede zur Verleihung der Übersetzerbarke 2011 an Beate Frauenschuh
Von Helga Pfetsch
Liebe Beate Frauenschuh, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren,
die Übersetzerbarke ist die Auszeichnung des Literaturübersetzerverbands VdÜ an Persönlichkeiten des kulturellen Lebens, die sich in besonderer Weise um das Literaturübersetzen oder die Literaturübersetzer verdient gemacht haben.
Der Preis wird jedes Jahr auf der Buchmesse verleihen und ist inzwischen renommiert. Er ging an Verlage, z. B. an den marebuch Verlag, an den Unionsverlag und an den Dörlemann Verlag, er ging an Literaturkritiker, so an Maike Albath und an Denis Scheck, er ging an Jürgen Jakob Becker vom Literarischen Colloquium in Berlin und er ging an den Lektor Jürgen Dormagen. Zum ersten Mal geht er dieses Jahr an eine Vertreterin einer öffentlichen Bücherei: Beate Frauenschuh von der Stadtbücherei Heidelberg.
Verliehen wird der Preis in der Regel vom Vorsitzenden des VdÜ. Dass in diesem Jahr ich, die Vorvorgängerin des amtierenden Vorsitzenden Hinrich Schmidt-Henkel hier sozusagen in seinen Schuhen stehend die Übersetzerbarke überreichen darf, freut mich sehr. Es freut mich ganz besonders, weil ich, in Heidelberg wohnend, vor Ort miterlebe, wofür Beate Frauenschuh diese Auszeichnung bekommt.
In der Heidelberger Stadtbücherei ist sie diejenige, die für Literaturveranstaltungen verantwortlich ist und in diesem Zusammenhang seit 1990 thematische Programmkonzeptionen installiert. So begleitet sie beispielsweise jeweils das Gastland der Frankfurter Buchmesse mit Lesungen in der Heidelberger Stadtbücherei, um internationale Literatur an ein breites Publikum zu vermitteln.
Wie ließ sich die Vorstellung, einem breiten Publikum internationale Literatur nahezubringen, verwirklichen? Nicht immer war es möglich, die Autoren selbst nach Heidelberg einzuladen. Da machte Beate Frauenschuh die Entdeckung, dass in Heidelberg und in der Region bis hinüber zu Pfalz eine überraschend große Anzahl von Weltliteraturübersetzern leben. Die Konsequenz aus dieser Entdeckung war, die Sachkenntnis und Kompetenz der Übersetzer zu nutzen und sie zu Literaturlesungen einzuladen. Diese Konsequenz hat mir schon immer sehr gefallen: Denn wer kennt außer dem Autor selbst sein Werk so genau, bis hin in die sprachlichen Details, wie sein Übersetzer?
So wurden verschiedene Veranstaltungsreihen und Einzelveranstaltungen geboren, in denen Literaturübersetzer Werke ihrer Autoren vorstellten, auch gemeinsam mit ihren Autoren lasen oder ihre druckfrischen Übersetzungen vorstellten und empfahlen.
Zu einer stehenden Einrichtung sind mittlerweile die Werkschauen unter dem Namen „Übersetzen im Dreieck“ geworden.
Diese Werkschauen laden jeweils alle in Heidelberg und im Rhein-Neckar-Dreieck lebenden Literaturübersetzer/innen ein, ihre neu erschienenen Übersetzungen im Rahmen einer Ausstellung in der Stadtbücherei zu präsentieren. Zu den Büchern gibt es kleine Portraits der Übersetzerinnen und Übersetzer.
Jede Ausstellung wird mit einer Vernissage eröffnet oder einer Finissage beendet, die von Stadtbücherei und Übersetzer/innen gemeinsam geplant und gestaltet wird.
So gab es beispielsweise Textcollagen markanter und kurioser Sätze aus den ausgestellten Werken, Textperformances und sogar einen Lesehalbmarathon.
Sowohl die Ausstellungen selbst als auch die Eröffnungen rücken die Leistungen der Berufsgruppe Literaturübersetzer in den Blickpunkt nicht nur der Leserinnen und Leser der Stadtbücherei, sondern einer breiten Öffentlichkeit. Und dazu trägt ganz wesentlich bei Beate Frauenschuhs Erfahrung mit Öffentlichkeitsarbeit und ihr professioneller Umgang mit den lokalen und regionalen Medien..
Und: es wird weitergehen mit den Ausstellungen und den Veranstaltungen. Schon wurden erste Pläne für die nächste Werkschau besprochen, neue Ideen entstehen zu Ort und Zeit, Kontakte zur Weltlesebühne werden geknüpft…
Liebe Beate Frauenschuh, wir freuen uns über die Entscheidung der Jury, den Preis in diesem Jahr Ihnen zuzusprechen! Und wir dürfen gespannt darauf sein, was die Barke nun weiterhin transportieren wird.
Die Übersetzerbarke 2011 ist ein Bild des Heidelberger Künstlers Thomas Petri, der eine ganz eigene Technik zur Gestaltung von digitaler Fotografie entwickelt hat. Auf seinen Bildern ist alles im Fluss, auf dem Preisbild ist eine Barke deutlich erkennbar.
Dieses Bild möchte ich Ihnen jetzt überreichen, mit unserem Dank und unseren guten Wünschen für Sie und für die weitere wunderbare Zusammenarbeit zwischen Ihnen und den Literaturübersetzerinnen und -übersetzern.