Unser niederländischer Autor, Theo Fransz, hat mir die traurige Nachricht überbracht, dass Monika The verstorben ist. 

Geboren am 5. September 1940, mitten im Zweiten Weltkrieg in Berlin, wurde sie eine literarische Übersetzerin, die seit den 1970er-Jahren Belletristik, Theaterstücke und Sachbücher aus dem Niederländischen ins Deutsche übertragen hat. Sie war natürlich nicht nur unsere langjährige Übersetzerin, allein auf www.theatertexte.de finden sich 50 Einträge.

Nach der Überwindung einer schweren Krebserkrankung vor etwa zehn Jahren litt sie seit Längerem an einem Lungenemphysem, was ihr das Leben nicht gerade leicht gemacht hat. Erst Mitte Januar 2020 habe ich in Leipzig mit der Ausstatterin, Bettina Weller, einer Freundin von Monika, über sie und ihre hervorragende Arbeit gesprochen.

Monika The beschritt gerne unkonventionelle Wege, konnte auch sperrig sein, wodurch man es manchmal nicht leicht mit ihr hatte, weder als Autor*in noch als Lektor*in. Die Qualität ihrer Arbeiten gab ihr aber letzten Endes recht. Da Blessuren beim Übersetzen unvermeidlich sind, galt für sie immer, diese sensibel und sprachmächtig zu minimieren. Es war wundervoll, wie es Monika gelang, den Rhythmus ebenso schön einzufangen wie die Einsprengsel aus Umgangs- und Fachsprache, wenn die Sätze dem Prinzip der Steigerung oder, umgekehrt, der kunstvollen Einschränkung folgten, wenn diese Sätze beweglich waren, ab und an weite Bögen zogen. Monika übertrug präzise nicht nur den Inhalt des Ausgangstextes, sondern auch seine Zwischentöne, die Stillage, Assoziationen und Anspielungen. Sie verband stetes Engagement mit Sachkompetenz und einem subtilen Verständnis für die feinen Nebenklänge im Schreiben eines Autors, einer Autorin. Sie empfand sprachlich lebhaft nach, traf den Ton des Originals durch den Gleichklang zwischen dem eigenen Empfinden und dem des Schriftstellers, der Schriftstellerin und fand gleichzeitig originelle Lösungen für den eigenwilligen, bildhaften Stil ihrer Autor*innen. Sie hatte ein großes Gespür für Satzbetonung und -melodie, sprachbezogene Gestaltung und für die Färbung einer Figurenrede. Und vermutlich hatte kaum jemand ein empfindsameres Ohr für einen falschen Zungenschlag. Sie verlieh übersetzten Texten eine lebendige Gestalt, in der all ihr Eigentümliches aufgehoben war und zugleich als Vertrautes erschien.

„Ich bin verrückt. Sie haben Recht. Du spukst in meinem Kopf herum, und ich kann dich nicht mal dazu bringen, zu sagen, dass du bleibst. Du bist nicht echt.“ (Mathilde in Theo Fransz’ Schwestern)

Monika The wird noch da sein, sie wird durch ihr übersetzerisches Werk bei uns bleiben.

Am Sonntag, den 19. Januar 2020, ist sie im Alter von 79 Jahren in Amsterdam friedlich eingeschlafen. Im September wäre sie 80 geworden. Theo Fransz hat es so formuliert: „Eine großartige, manchmal komplizierte, aber dann wieder so nette Freundin ist auf Reise gegangen.“ Wir trauern um den außergewöhnlichen Menschen Monika The und möchten ihren engsten Angehörigen, allen voran den beiden Söhnen und Freunden, unser tiefstes Beileid aussprechen.

Brigitte Korn-Wimmer, Theaterstückverlag, 21. Januar 2020