Wir trauern um: Elke Blumenberg-Cheyne
Im Mai verstarb die Filmübersetzerin und Kollegin Elke Blumenberg-Cheyne – ein Nachruf von Gertraude Krueger
Vor einigen Jahren fand ich in Wolfenbüttel nur in einer entlegenen Pension Unterkunft und wusste nicht recht, wie ich zur abendlichen Feier in die Kuba-Halle gelangen sollte. Kein Problem, hieß es, da kommt gleich Elke aus Berlin, die hat ein Auto und nimmt dich bestimmt mit. Elke kam, und nach wenigen Sätzen stellte sich heraus, dass wir beide nur wenige Häuser voneinander entfernt im Goslarer Stadtteil Jürgenohl aufgewachsen waren. So entstand eine herzliche Freundschaft.
Elke hatte zunächst eine Ausbildung zur Pharmazeutisch-technischen Assistentin gemacht, dann Anglistik, Skandinavistik und Germanistik studiert und mit dem Magister abgeschlossen. Sie übersetzte aus dem Englischen und Schwedischen medizinische Texte, vor allem aber Filme und Serien wie „Maria Wern – Kripo Gotland“, „Grey´s Anatomy“ und „Bones – Die Knochenjägerin“, ein Gebiet, auf dem die Übersetzerin noch mehr im Verborgenen bleibt, als in anderen Bereichen, aber ein großes Publikum erreicht. Elke bedauerte diese Unsichtbarkeit, arbeitete sie doch mit Leidenschaft und Sorgfalt und hoher Professionalität. Auf ihrer Homepage hatte sie eine „Info für Kunden“ eingestellt: „Eine Übersetzung ist keine reine Übertragung von Inhalten aus einer Sprache in eine andere“, schrieb sie dort. „Sie ist immer eine Adaption, die exakte fachliche Recherche, Sprachgefühl, Stilsicherheit und ein hohes Maß an Achtsamkeit und Sensibilität für Diktion, Sprachduktus und interkulturellen Kontext erfordert.“
Gerne hätte sie auch Bücher übersetzt, am liebsten für Kinder. Dazu ist es nicht mehr gekommen. Anfang Mai ist sie nach langer Krankheit gestorben.
Wenn es bei einer Übersetzung mal hakte, wenn das Leben sich den eigenen Wünschen und Träumen entgegenstellte, fand ich bei ihr immer ein offenes Ohr und fundierten Rat. Häufig unterbrachen wir unseren Arbeitstag und trafen uns zu einem „Ladies’ Lunch“, wobei wir das selbst gesetzte zeitliche Limit meist überschritten, um dann erfrischt und angeregt an den häuslichen Schreibtisch zurückzukehren. Ich vermisse unsere langen und fröhlichen Gespräche, den fachlichen und persönlichen Austausch mit einer lieben Freundin und Kollegin.
Gertraude Krueger
(18.10.2022)