64. Weltempfänger-Bestenliste Herbst 2024; Grafik: Litprom

Der „Weltempfänger“ nominiert seit 2008 belletristische Neuübersetzungen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt, um herausragende literarische Stimmen im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen.

  • Gedichte, geformt im Spiel der Gezeiten. Auf einer Motorradfahrt durchs wuselige Manila. Im Schein einer Trauerkerze. Unter den Schreien der Marktverkäufer. Wie Geckos schnellen die Verse in eine Zukunft, die gleichzeitig Erinnerung an eine blutige Vergangenheit ist. Offenes Meer von Luna Sicat Cleto (Philippinen). Aus dem Tagalog von Annette Hug. (Timo Bergerl)
  • 40 Jahre israelische Geschichte als gewaltiges Krimi-Epos: Lavie Tidhar erzählt in seinem fulminanten Thriller, wie sich Gewalt und Verbrechen in der israelischen Gesellschaft festsetzen. Ein großer, zorniger Roman, mit viel Härte und Tempo erzählt. Maror von Lavie Tidhar (Israel/England). Aus dem Englischen von Conny Lösch. (Sonja Hartl)
  • Näher kann er dem Himmel nicht kommen. Auf einem Bergrücken liegt Ali und starrt ins Licht. Verletzt durch den Einschlag einer Granate, weiß er nicht, ob er lebt oder schon tot ist. Bruchstückhafte Erinnerungen ziehen an ihm vorbei, voll berauschender Intensität. Wo der Wind wohnt von Samar Yazbek (Syrien/Frankreich). Aus dem Arabischen von Larissa Bender. (Carsten Hueck)
  • Oyamada fixiert die Vorortidylle in einem Tableau des Unheimlichen: Die Tage dehnen sich ins Endlose vor der jungen Asa, als sie mit ihrem Mann aufs Land zieht, Garten an Garten mit den Schwiegereltern. Ein Meisterstück des Horror Vacui aus Japan. Das Loch von Hiroko Oyamada (Japan). Aus dem Japanischen von Nora Bierich. (Ines Lauffer)
  • 21 Storys und Essays von den Antillen, vor allem aus Martinique, Guadeloupe und Haiti. Sie erzählen von den Folgen der Versklavung und feiern zugleich ein unbändiges Lachen. Drei der Geschichten sind auf Kreolisch abgedruckt. Spektakulär dynamische Texte! Irrschweifen und Lachen von Ralph Ludwig (Hg.) (Antillen). Aus dem Französischen von Rike Bolte, Ingeborg Schmutte, Peter Trier und Cornelius Wüllenkemper. (Katharina Borchardt)
  • Ramón, schlecht bezahlter Plakatwächter, hat die Zumutungen des Lebens satt – und zieht nach oben, auf ein Plakatgerüst. Erzählt von Ramóns kleinem Neffen, liefert Ferrada eine bitterzärtliche Gesellschafts- und Kapitalismuskritik im Gewand des Schelmenromans. Der Plakatwächter von María José Ferrada (Chile). Aus dem Spanischen von Peter Kultzen. (Claudia Kramatschek)
  • Es reicht. Denkt sich Fanny, als ihrer braven Schwester Mende der Mann wegläuft. Mit Messer am Bein setzt sie dem Abgängigen nach. Gnade ihm Gott! Eine historische Road Novel aus dem zaristischen Russland. Jiddischer Witz meets Frauenpower. Ein Meisterwerk. Fannys Rache von Yaniv Iczkovits (Israel). Aus dem Hebräischen von Markus Lemke. (Katharina Borchardt)

Die 64. Bestenliste steht bei Litprom als PDF zur Verfügung. Weitere Informationen zur Bestenliste gibt es auf der offiziellen Litprom-Webseite.

Die Jury: Timo Berger, Katharina Borchardt, Sonja Hartl, Carsten Hueck, Claudia Kramatschek und Ines Lauffer.

(17.9.2024)