61. Weltempfänger-Bestenliste Winter 2023; Graphik: Litprom

Der „Weltempfänger“ nominiert seit 2008 belletristische Neuübersetzungen aus aller Welt, um damit herausragende literarische Stimmen im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen. 

  • Pensionär Han Minu zieht aus dem Großraum Seoul auf die Insel Jeju. Sein Grundstück aber ist bewohnt: Drei Kinder leben dort als Geister. Sie starben 1948 bei den antikommunistischen Massakern. Ein ruhiger, warmherziger Roman, der aufarbeiten und heilen will. Ein Flüstern aus der Mauer von Lim Chul Woo (Korea). Aus dem Koreanischen von Jung Youngsun und Herbert Jaumann. (Katharina Borchardt)
  • Zwei Schwestern kehren zurück in den Kibbuz, in dem sie zur Welt kamen. Und stellen fest: Nichts ist mehr, wie es einst war. Mehrstimmig, mit Witz und viel Elan erzählt Poleg von der Geschichte und den Idealen des zionistischen Siedlungstraums über Generationen hinweg. Bis es wieder regnet von Saleit Shahaf Poleg (Israel). Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama. (Claudia Kramatschek)
  • Die Poesie als eine Form des Denkens zu etablieren, war das Ziel des argentinischen Dichters Roberto Juarroz. Seine »Vertikalen Gedichte« machen deshalb die Sprache selbst zu ihrem Gegenstand. Sein lyrisches Großprojekt liegt nun endlich vollständig auf Deutsch vor. Vierzehnte vertikale Poesie von Roberto Juarroz (Argentinien). Aus dem Spanischen von Juana und Tobias Burghardt. (Timo Berger)
  • Ein geistreicher, mit bitterer Ironie erzählter Roman über das Ende der portugiesischen Herrschaft in Mosambik: Ein Dichter erfährt aus Spitzelberichten von vertuschten Kolonialverbrechen und den Geheimnissen der eigenen Familie. Ein reifes Werk, meisterhaft übersetzt. Der Kartograf des Vergessens von Mia Couto (Mosambik). Aus dem Portugiesischen von Karin von Schweder-Schreiner. (Timo Berger)
  • Ein Kopf aus Kacke, ein Junge mit goldenem Blut, ein Eisfinger in der Dunkelheit — willkommen in der schauerpoetischen Welt der Bora Chung. In ihren zehn grotesken Geschichten erzählt sie von Eifersucht, Gier und anderem Frevel. Böse Träume, ganz real. Der Fluch des Hasen von Bora Chung (Korea). Aus dem Koreanischen von Ki-Hyang Lee. (Katharina Borchardt)
  • Ist ihr Sohn ein Attentäter? Mit diesem Verdacht sieht sich Cecilia konfrontiert und beginnt über ihr Leben nachzudenken: über enttäuschte Lieben und Erwartungen, das Muttersein, und die Rolle, die die gewaltvolle Geschichte Kolumbiens in allem spielt. Spannend und vielschichtig. Die Mutter von Melba Escobar (Kolumbien). Aus dem Spanischen von Sybille Martin. (Sonja Hartl)
  • Ein faszinierendes Debüt mit einem unwiderstehlich manipulativen Erzähler, das die Geschichte einer Familie mit der Simbabwes verbindet und hinterfragt, welche Rolle historische Narrative für die Identitätsbildung spielen. Klug, spannend, bewegend und hochkomisch. Haus aus Stein von Novuyo Rosa Tshuma (Simbabwe/USA). Aus dem Englischen von Simone Jakob. (Sonja Hartl)

Die 6. Bestenliste steht bei Litprom als PDF zur Verfügung. Weitere Informationen zur Bestenliste gibt es auf der offiziellen Litprom-Webseite.

Die Jury: Timo Berger, Katharina Borchardt, Sonja Hartl, Carsten Hueck, Claudia Kramatschek und Ines Lauffer

(8.12.2023)