Post aus Moskau: Internationaler Kongress der Literaturübersetzer
Vom 6. bis zum 9. September 2018 fand in Moskau zum fünften Mal der Internationale Kongress der Literaturübersetzer statt, durchgeführt vom Institut Perevoda (Institut für Übersetzung), das seit 2011 besteht und sich vor allem der Verbreitung russischer Literatur im Ausland widmet, aber auch etwa die Russisch-deutsche ViceVersa-Werkstatt cofinanziert. Auf dem Kongress, an dem in diesem Jahr etwa 400 Kolleginnen aus 56 Ländern – von Argentinien bis Usbekistan, von Armenien bis Vietnam – teilnahmen, begegnen sich Übersetzer aus dem Russischen in alle möglichen Sprachen und, umgekehrt, Übersetzerinnen ins Russische. Das ermöglicht einen wunderbaren Austausch in der allen geläufigen lingua franca Russisch.
In acht Sektionen wurden Vorträge zu zahlreichen Themen rund ums Übersetzen gehalten, von der Geschichte des Übersetzens russischer Literatur ins Norwegische oder Slowenische über die Probleme beim Übersetzen einzelner Werke (sei es ins Chinesische oder Bulgarische), aber auch über Aus- und Fortbildung von Übersetzern, über die Zusammenarbeit mit Verlagen, über die Besonderheiten der Lyrikübersetzung in beide Richtungen oder über die Probleme „kleiner Sprachen“.
Auch zu den Themen Interessensvertretung und Unterstützung von Übersetzern besteht in verschiedenen Ländern Informationsbedarf. So hielt Irina Bondas einen Vortrag über Geschichte und Funktion des VdÜ, und Christiane Körner redete über Möglichkeiten der Übersetzerfortbildung in Deutschland und porträtierte dabei vor allem den DÜF.
Zahlreiche russländische und einige ausländische Kongressteilnehmer nutzen den Kongress als Plattform für eine Protestaktion gegen die zunehmenden Repressionen in Russland, insbesondere gegen die Beschneidung der Freiheitsrechte. Unter dem Motto „Zwei Minuten Solidarität“ nutzen sie die ersten Minuten ihrer Vortragszeit für ein persönliches Statement zur politischen Lage. Die Texte der Aktion sind verschriftet (auf Russisch) einzusehen auf der Plattform svobodnoeslovo („Freies Wort“).
Text: Christiane Körner