Katharina Martl (Foto: Patrick Ledderose), Christiane Burkhardt (Foto: privat)

Die Landeshauptstadt München vergibt seit 2023 alle zwei Jahre zehn Stipendien in Höhe von jeweils 8.000 Euro. Eine vom Stadtrat berufene Jury – für die Übersetzungsprojekte ist eine eigene Jury eingesetzt – übernimmt die Auswahl aus den eingesandten Bewerbungen.

2025 erhalten die Stipendien im Bereich Übersetzungen Katharina Martl und Christiane Burkhardt.

Katharina Martl wird ausgezeichnet für die Übersetzung des 2024 veröffentlichten Romans Vestersand der norwegischen Autorin Ingeborg Arvola, der 2026 auf Deutsch erscheinen soll. Als zweiter Band der Eismeer-Trilogie porträtiert Vestersand den vielgestaltigen soziokulturellen Raum an der norwegischen Eismeerküste im 19. Jahrhundert. Thematisch verschränken sich kontrastierende Glaubenswelten, Auswanderung, die raue Lebenswirklichkeit von Walfängern und Fischern sowie die staatliche Repression der samischen und kvenischen Minderheiten zu einem dichten, atmosphärischen Gesellschaftsporträt. Diese Vielschichtigkeit zeigt sich auch in der Komposition des Romans, der von der Übersetzerin nicht nur tiefgreifende historische, kulturelle und milieuspezifische Kenntnisse, sondern auch ein feines Gespür für stilistische Nuancen verlangt.

Katharina Martl, geboren 1987, studierte Nordische Philologie, Allgemeine und Vergleichen-de Literaturwissenschaft sowie Philosophie an der LMU München und schloss dort 2022 den Masterstudiengang „Literarisches Übersetzen“ ab. Sie übersetzt aus dem Dänischen, Englischen, Norwegischen und Schwedischen.

Christiane Burkhardt wird ausgezeichnet für die Übersetzung des Romans W. von Tiemen Hiemstra aus dem Niederländischen, der im Kein & Aber Verlag erscheinen soll. Der Roman behandelt eine Dreierfreundschaft zwischen zwei Männern und einer Frau. Es geht um Themen wie persönliche Wahrnehmung im Verhältnis zur Realität, Widersprüchlichkeit und Wahrheit. Der Autor begibt sich damit auf ein ambivalentes Feld voller Irritations- und Störmomente. Die überzeugende Übersetzung von Christiane Burkhardt löst das gekonnt durch einen Ton, der dem Inhalt genau entspricht und die richtige Atmosphäre schafft. Auch die Arbeit mit verschiedenen vom Autor eingestreuten Textsorten und sprachlichen Doppeldeutigkeiten ist sehr gelungen und kenntnisreich umgesetzt für einen treffenden und gleichzeitig flüssigen Text im Deutschen.

Christiane Burkhardt, geboren 1966 in Stuttgart, hat Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte studiert und arbeitet seit 2000 als Übersetzerin aus dem Niederländischen, Italienischen und Englischen, moderiert Übersetzungen und unterrichtet literarisches Übersetzen.

Weitere Informationen zu den Münchener Literaturstipendien und den Begründungen der Jury finden sich auf der Internetseite der Stadt München.

Die öffentliche Preisverleihung mit Lesung aller Stipendiat*innen findet am 10. Dezember 2025, um 19 Uhr im Literaturhaus München satt.

(27.9.2025)