Forschungsliteratur: Übersetzen in der DDR
Warum engagierte ein DDR-Verlag einen Übersetzer aus Westberlin? Welchen Einfluss hatte die außenpolitische Großwetterlage auf das Übersetzen aus dem Chinesischen? Warum versuchte ein Inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit, die sowjetische Zensur zu umgehen? Aus welchen Sprachen wurde übersetzt? Wie viel verdiente ein freiberuflich tätiger Literaturübersetzer? Und wie haben Übersetzer, Nachdichter, Herausgeber, Lektoren, Gutachter, Verlagsleiter sowie die Zensoren der Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel an der „Politik der Translation“ mitgewirkt?
Diese und ähnliche Fragen beantworten die Autorinnen und Autoren dieses Bandes, darunter Eveline Passet. Die Erforschung des Übersetzens im „Leseland“ DDR steht freilich noch am Anfang. Ziel des Bandes ist daher nicht Vollständigkeit oder Systematisierung des translationshistorischen Wissens über die DDR, sondern das exemplarische Erkunden ihrer übersetzerischen Vielfalt. Die Veröffentlichung, an der auch Übersetzen-Autor Andreas F. Kelletat beteiligt ist, schließt an das 6. Germersheimer Symposium „Übersetzen und Literatur“ von 2018 an, das u. a. auf der VdÜ-Website angekündigt worden war.
Aleksey Tashinskiy, Julija Boguna, Andreas F. Kelletat (Hg.): Übersetzer und Übersetzen in der DDR. Translationshistorische Studien, Frank & Timme: Berlin 2020.
(9.11.2020)