Fritz Mierau (*1934 in Breslau) wuchs in Döbeln auf und hatte sich nach dem Slawistik-Studium an der Humboldt-Universität in Berlin besonders um die Übersetzung von Autoren wie Anna Achmatowa, Alexander Blok, Wladimir Majakowski, Ossip Mandelstam und Sergej Tretjakow verdient gemacht, die nicht zu dem in der DDR propagierten Kanon der Sowjetliteratur gehörten. Mehr als vier Jahrzehnte lang war er Mitarbeiter der Literaturzeitschrift SINN UND FORM. Von 1969 bis 1980 arbeitete Mierau an der Akademie der Wissenschaften, viele seiner Vorhaben und Bemühungen wurden jedoch aufgrund seiner „unangepassten“ Einstellung verwehrt; ab 1980 musste er sich als freier Übersetzer, Literaturhistoriker und Essayist durchschlagen. Er gab gemeinsam mit seiner Frau Sieglinde die 14-bändige Werkausgabe und eine Biografie von Franz Jung sowie die Werke von Pawel Florenski heraus, veröffentlichte Kauderwelsch des Lebens. Prosa der russischen Moderne, den Almanach für Einzelgänger, Die Erweckung des Wortes. Essays der russischen Formalen Schule, eine Biografie Sergej Jessenins und Mein russisches Jahrhundert, Autobiographie (Auswahl).

Für sein vielgestaltiges Schaffen wurde Mierau 1988 mit dem Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste der DDR, 1991 mit dem Literaturpreis zur deutsch-sowjetischen Verständigung, 1992 mit der Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung Weimar, 1996 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung und 1999 mit dem Karl-Otten-Preis des Deutschen Literaturarchivs Marbach ausgezeichnet.

Fritz Mierau verstarb am 29. April 2018 in Berlin. Er wird fehlen. Unser herzliches Beileid seiner Familie.

Ein Nachruf im Tagespiegel.